Know-how – Das Einmaleins der Förderwelt

Start-ups in der Seed- und Gründungsphase mangelt es oft an notwendigem Eigenkapital, um ihre Geschäftsidee zu verwirklichen. Eine Möglichkeit, die Eigenkapitalbasis aufzustocken, sind private Investoren. Nicht nur finanzielle Unterstützung bieten Business Angels.

Mann im Anzug mit digitalen Flügeln schaut auf Großstadtkulisse.
© Elnur, Fotolia.com
Business Angel: Die beiden Flügel symbolisieren die materielle und die ideelle Unterstützung.

Junge, innovative Unternehmen sind von elementarer Bedeutung für die deutsche Wirtschaft. Oftmals sehen sie sich jedoch mit einem großen Problem konfrontiert: Ihnen fehlt es an finanziellen Mitteln, um ihre Idee in die Realität umzusetzen. Gerade die Entwicklung und Fertigung von Prototypen kostet viel Zeit und Geld und ist daher mit entsprechendem Aufwand verknüpft.

Nicht vorhandene Sicherheiten erhöhen aus Sicht der Hausbanken außerdem das Risiko von Zahlungsausfällen und machen eine Projektfinanzierung über Kredite und Förderdarlehen schwierig. Mögliche Optionen, die Eigenkapitalquote aufzustocken bzw. an die notwendigen Sicherheiten zu gelangen, offerieren u. a. spezielle nichtrückzahlbare Zuschüsse von Bund und Ländern, Venture Capital- und Venture Debt-Fonds oder Bürgschaften. Aber auch Beteiligungen durch private Investoren können für Existenzgründer durchaus eine interessante Alternative darstellen. Denn gerade von den sogenannten Business Angels profitieren sie in zweierlei Hinsicht.

Was sind Business Angels?

Business Angels sind meist Geschäftsleute, Manager oder Wirtschaftsexperten, die bereits selbst erfolgreich für Unternehmen tätig waren, ein eigenes Unternehmen gegründet und am Markt etabliert haben und in der Vergangenheit mitunter schon anderen Start-ups zum wirtschaftlichen Erfolg verholfen haben.

Ihr Fokus liegt vor allem auf innovativen und technologieorientierten Unternehmen in der Seed- und Gründungsphase, die ein großes Wachstumspotenzial aufweisen. Denn ihre erworbenen Anteile wollen die Business Angels nach ein paar Jahren gewinnbringend veräußern. Diese Exitstrategie kommt dann meist anderen Start-ups zugute, da die Business Angels den Verkaufserlös von Unternehmensanteilen oft in neue Geschäftsideen reinvestieren.

Wie unterstützt ein Business Angel und welche Vorteile erhält dadurch das Unternehmen?

In der Regel erfolgt die Start-up-Förderung durch einen Business Angel in Form einer offenen Beteiligung. Das heißt, der Business Angel kauft Anteile am Unternehmen und wird somit zum Gesellschafter und Mitinhaber. Er ist an den Gewinnen und der Steigerung des Umsatzwertes beteiligt, haftet entsprechend der Höhe seiner Anteile jedoch auch bei etwaigen Verlusten.

Die Investitionssumme der Business Angels fällt nach Bedarf und Risikobereitschaft aus. Auch ein Zusammenschluss mehrerer Business Angels oder die Einbeziehung von Venture-Capital-Gesellschaften ist möglich.

Einen Anreiz für Business Angels, Geld in die Start-ups zu investieren, bieten außerdem Förderprogramme des Bundes und der Länder, wie die BMWi-Richtlinie INVEST. Beteiligt sich ein Business Angel mit mindestens 10.000 Euro Wagniskapital an einem Start-up, werden ihm im Rahmen des Programms 20 % seiner Investition steuerfrei erstattet (sog. Erwerbszuschuss). Zusätzlich beinhaltet INVEST einen sog. Exitzuschuss, durch den der Business Angel die beim Verkauf der Anteile anfallenden Steuern über einen Pauschalbetrag zurückerhält.

Für KMU der digitalen Wirtschaft mit Sitz in Nordrhein-Westfalen verdoppelt die NRW.Bank im Zuge des NRW.SeedCap Digitale Wirtschaft sogar die Einlage des Business Angel, sofern dieser mindestens 15.000 Euro in ein Start-up investiert.

Grundsätzlich ist eine Unterstützung durch einen Business Angel jedoch auch im Rahmen einer stillen Beteiligung, eines Darlehens oder eines Wandeldarlehens, das optional in eine Beteiligung umgewandelt werden kann, vorstellbar.

Im Gegensatz zu klassischen Investoren fördern Business Angels ihre Schützlinge allerdings nicht nur materiell, sondern auch ideell. Sie stellen den Existenzgründern ihr gesamtes Know-how zur Verfügung und unterstützen sie mit fundierten Branchenkenntnissen. Dank ihrer langjährigen Berufserfahrung besitzen die Business Angels außerdem ein weitreichendes und tiefverwurzeltes nationales wie internationales Netzwerk. Auf diese Weise können sie Start-ups zu den richtigen Kontakten verhelfen und deren Wachstum im In- und Ausland aktiv vorantreiben.

Durch die Einbindung von Business Angels erhöht ein Unternehmen somit nicht nur seine Eigenkapitalbasis, sondern kann auch im Hinblick auf die langfristige und nachhaltige Ausrichtung des Geschäftsmodells und des Unternehmenskonzeptes von deren Wissen profitieren.

Welche Voraussetzungen müssen Unternehmen für die Zusammenarbeit mit einem Business Angel erfüllen?

Um einen Business Angel von sich und ihrem Vorhaben zu überzeugen, müssen Start-ups jedoch ein paar Voraussetzungen erfüllen: Es bedarf eines innovativen, unverwechselbaren Geschäftsmodells, welches sich durch signifikante Alleinstellungsmerkmale von den Mitbewerbern abhebt. Denn unter diesen Bedingungen ist die Chance groß, dass sich das Unternehmen mittelfristig am Markt etablieren, langfristig im Wettbewerb bestehen und dauerhaft gewinnbringende Umsätze erwirtschaften kann. Gleichzeitig versprechen solche Konzepte ein enormes Wertsteigerungs- und Wachstumspotenzial, was besonders für Business Angels angesichts der Reduzierung des eigenen Risikos und des zu einem späteren Zeitpunkt avisierten Exits besonders relevant ist.

Ausschlaggebend für die Durchschlagkraft eines Start-ups ist daneben das Gründerteam. Es muss mit Kreativität, Engagement und Leidenschaft für sein Unternehmen einstehen. Aber auch das nötige wirtschaftliche und fachliche Know-how und die Fähigkeiten vorweisen, die es braucht, um die Produktstrategie kontinuierlich weiterzuentwickeln und das Unternehmen erfolgreich zu leiten.

Ein geeignetes Instrument, um dies den Business Angels adäquat darzustellen, ist eine aussagekräftige Finanzierungskonzeption, die das Unternehmen und dessen Konzept zum einen schriftlich von allen Seiten beleuchtet und die Potenziale darlegt, zum anderen aber auch mit den entsprechenden Planzahlen das Projekt auf eine belastbare Grundlage stellt.

Gefragt ist bei der Suche nach dem geeigneten Business Angel allerdings ein gewisses Maß an Durchhaltevermögen. Nicht jede Unterstützungsanfrage wird automatisch ein positives Feedback nach sich ziehen. Daher empfiehlt es sich bereits von Beginn an, mehrgleisig zu fahren und verschiedene Business Angels parallel zu kontaktieren.

Wie finden Unternehmen einen passenden Business Angel?

Wie viele Business Angels derzeit in Deutschland aktiv sind, ist allerdings unklar. Es gibt unterschiedliche Schätzungen, die von 3.000 bis 7.500 aktiven Business Angels ausgehen. Da die Branche keinen Regularien unterliegt und es kein bundesweites, zentrales Register gibt, existieren keine offiziellen Zahlen.

Viele Business Angels sind jedoch in Netzwerken und Vereinigungen organisiert und hierüber dem Business Angels Netzwerk Deutschland e.V. (BAND) angeschlossen. Der Verein vertritt die Interessen der Business Angels gegenüber Politik und Öffentlichkeit, unterstützt aber auch Start-ups bei ihrer Suche nach geeigneten Kapitalgebern. Über die Zusendung eines sogenannten One Pagers, einer Projektskizze, die kurz und knapp die essentiellen Punkte der Finanzierungskonzeption zusammenfasst und auch einen Überblick über die Planzahlen liefert, können sich Existenzgründer bei BAND bewerben. Nach Durchsicht und positiver Bewertung der eingereichten Unterlagen leitet dieser den One Pager an die Geschäftsstellen der Business Angels Netzwerke und assoziierten Mitglieder (wie Crowdinvesting-Plattformen und Inkubatoren) weiter.

Alternativ bieten sich sogenannte Matching-Veranstaltungen an, bei denen die Unternehmen sich und ihre Idee per Elevator-Pitch innerhalb von 5 bis max. 10 Minuten potenziellen Business Angels vorstellen und diese versuchen, von ihrem Konzept zu überzeugen.

Inzwischen gibt es sogar private Internetplattformen, bei denen sich die Business Angels registrieren können und deren Initiatoren den Start-ups bei der Suche nach dem passenden Investor beratend zur Seite stehen.

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