Know-how - Die 12 häufigsten Fehler bei der Unternehmensfinanzierung (#1 von 12)
Die Versuchung ist groß, sein Unternehmen zwecks Arbeitserleichterung oder aus mangelndem Know-how mit einem Businessplan aus dem Internet darzustellen. Doch dies führt unausweichlich zu enormen formalen und inhaltlichen Problemen.
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Eine echte Herausforderung: Businessplanerstellung |
Die Versuchung ist einfach zu groß: Das eigene Unternehmen soll zum Beispiel für eine Finanzierung mit Fremdkapital in Fakten, Daten und Zahlen abgebildet werden und es stehen keine freien Kapazitäten (oder auch nicht das nötige Know-how) zur Verfügung, um diese Aufgabe gewissenhaft zu bewerkstelligen. Was schadet es da, sich ein wenig „Inspiration“ aus dem Internet zu holen?
Schnell zeigt sich, dass man im Internet nicht nur die gesuchte Inspiration, sondern sogar ganze Konzepte zum Online-Ausfüllen und Ausdrucken findet: Ein paar Klicks, ein paar Häkchen setzen, ein paar Angaben machen… und schon hat man sich die nervenaufreibende Mühe gespart. Dieser verlockenden Versuchung zu erliegen, führt allerdings unausweichlich zu enormen formalen und inhaltlichen Problemen.
Businessplan ist nicht gleich Businessplan
Standardisierte Online-Businesspläne bestehen naturgemäß aus vorgefertigten Texten und bieten dem Hilfesuchenden daher kaum Optionen einer individuellen Anpassung. Sie werden zusammengesetzt aus Textbausteinen und festen Formulierungen aus einer Datenbank sowie den Angaben des Unternehmens.
Hieraus ergibt sich direkt ein weiteres Problem. Es treten deutlich Stilunterschiede zwischen den Texteilen aus der Retorte und den Formulierungen des Unternehmens zu Tage. Eine Darstellung „aus einem Guss“ ist somit nicht gegeben, wäre allerdings wichtig für die positive Wahrnehmung durch den Adressaten des Businessplans. Ein so entstandenes Flickwerk ist in der Lage, durch seinen unaufgeräumten Stil und sein amateurhaftes Anmuten einen etwaig guten Eindruck des Unternehmens beim Adressaten zu vernichten.
Selbst noch so schön vorformulierte Datenbank-Prosa kann einen Adressaten nicht täuschen. Im Zweifelsfall sind die genutzten Tools und verwendeten Formulierungen schon lange einschlägig bekannt. Falls es zuvor einen guten Eindruck vom Unternehmen gab, hat ihn dieser nun der geklonte Businessplan im Alleingang auf dem Gewissen.
Darüber hinaus sind die Tools nicht auf eine individualisierte Darstellung des Unternehmens und des Vorhabens ausgelegt. Mit den standardisierten Fragen ist es schlichtweg unmöglich, eine detaillierte, nachhaltige und repräsentative Darstellung zu erzielen. Es fehlt hier an einer hinreichenden Darstellung des Investitionsvorhabens und dessen Auswirkung auf das Unternehmen.
Die Vereinfachung von Businessplänen mit Hilfe standardisierter Textbausteine erlaubt natürlich auch nicht die Darstellung des nötigen individuellen Branchen- und Marktwissens.
Selbst die kostengünstigen Alternativen von Anbietern, welche mit nur wenig Aufwand einen individuellen Businessplan versprechen, sind selten besser als die datenbankgestützten Exemplare mit fertigen Textbausteinen. Es ist daher kein Geheimnis, dass die Qualität des Ergebnisses äquivalent zum betriebenen Aufwand steht.
Was wollen der Investor und der Banker?
Da Investoren oder Banker die Adressaten eines Businessplans sind, müssen deren Erwartungen und Bedürfnisse bei dessen Umsetzung eingeplant werden. Investoren und Banker erwarten von einem Businessplan, dass sie durch ihn das Unternehmen umfassend kennenlernen. Sie wollen das Vorhaben auf den Punkt dargestellt sehen, um es in allen relevanten Aspekten einschätzen und bewerten zu können.
Aus einem Businessplan lesen Investoren und Banker auch die Fach-, Branchen- und Marktkompetenz des Unternehmens ab: Schätzt das Unternehmen seine Stärken, Schwächen und sein Potenzial richtig ein? Wie beurteilt es die Branchen- und Marktentwicklungen? Und nicht zuletzt: Ist die Tragfähigkeit des Vorhabens gegeben und der notwendige Kapitaldienst erfüllbar?
Ein Businessplan beinhaltet, im Rahmen der individuellen Notwendigkeit, daher auch eine SWOT-Analyse zur Darstellung der strategischen Projektplanung. Durch sie werden Stärken (Strengths), Schwächen (Weaknesses), Möglichkeiten/Chancen (Opportunities) und Bedrohungen/Risiken (Threats) identifiziert und in Relation zum Vorhaben gesetzt.
Man stelle sich einen Investor oder einen entscheidungstragenden Banker vor, der genau um die Risiken und Chancen der Branche und, Gott bewahre, von den Stärken und Schwächen des Unternehmens weiß, diese aber nicht im vorgelegten Businessplan findet. Dieser wird nun davon ausgehen, dass das Unternehmen ihn darüber im Dunklen lassen wollte, oder noch schlimmer, dass das Unternehmen selbst nicht in der Lage ist, die Situation und die einflussnehmenden Faktoren richtig einzuschätzen. In beiden Fällen wäre eine Finanzierungsabsage wohl keine echte Überraschung.
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Investoren und Banker wissen genau, worauf sie achten |
Die Sache mit den Zahlen
Nachdem das Vorhaben hinreichend und schlüssig dargestellt wurde, geht ein Businessplan auf die zugrundeliegenden Unternehmenszahlen ein. Dabei liefert er eine Vorschau auf die kommenden Entwicklungen, basierend auf den einzubeziehenden Faktoren und Einflüssen.
Hier zeigt sich die fatalste Schwäche eines unmotivierten Businessplans. Denn er ist nur in der Lage, die gegebenen Eckdaten und Kennzahlen des Unternehmens abzubilden. Er verfügt jedoch über keine Möglichkeiten, eine belastbare Vorschau zu darzustellen. Wenn überhaupt, so erreicht er mit seiner pauschalisierten Darstellung eines einfachen Investitions- und Kapitalplans den Gipfel seines fachlichen und kreativen Potenzials.
Ein Adressat erwartet aber zurecht eine umfassende und belastbare Darstellung des aktuellen Standes und der zukünftigen Entwicklung des Unternehmens.
Während man mit „schön-geföhnten Worten“ vielleicht noch in der Lage war, die eine oder andere konzeptionelle Schwäche zu kaschieren, so ist dies in der harten Welt der nüchternen Zahlen nicht möglich. So muss immer davon ausgegangen werden, dass es sich beim Adressaten um einen Fachmann handelt. Und dieser wird mit geübtem Auge die mehr oder weniger offenkundigen Schwächen eines solchen Businessplans erkennen. Auch hier darf es dann ebenfalls kaum überraschen, wenn das Ergebnis eine Finanzierungsabsage ist.
Einen Schritt weiter
Ist das Anliegen des Businessplans eine Finanzierung unter Einbeziehung öffentlicher Mittel (Förderdarlehen, Subventionen, Zuschüsse), so treten noch weitere entscheidende Mängel bei vereinfachten Businessplänen zu Tage. Denn hier gehen die zugrundeliegenden Ansprüche und Erfordernisse über die eines üblichen Businessplans hinaus.
In diesem Fall bedarf es einer sogenannten Finanzierungskonzeption. Diese fokussiert in ihrer Darstellung neben dem geplanten Investitionsvorhaben auch auf dessen gegenübergestellten Finanzierungsvorschlag. Sie basiert immer auf einer individuellen und nachhaltigen Analyse der Förderfähigkeit des Unternehmens, der Verwendbarkeit der avisierten öffentlichen Mittel und einer auf das Unternehmen und dessen Vorhaben maßgeschneiderten Zusammenstellung derselben.
Dabei geht sie in der Beschreibung der Sachverhalte und der Unternehmenszahlen analytisch und strategisch auf die Einbeziehung der anwendbaren öffentlichen Mittel ein. Darüber hinaus zeigt sie die Auswirkungen deren Verwendung auf die Entwicklung des Unternehmens in Worten und Zahlen.
Fazit
Ist die Verlockung einer Arbeitserleichterung durch einen Businessplan aus dem Internet noch so hoch, es spricht doch alles gegen dessen Verwendung.
Bei aller Kritik; ein kleiner Nutzen sei ihm allerdings belassen. Die wenigen Fragen, welche von einer Datenbank gestellt werden, sind als erste Inspirationsquelle, wenn auch nicht mehr, dann immerhin ein bescheidener Anfang. Denn im Vorfeld eines gewissenhaft erstellten und nachhaltigen Businessplans stehen immer viele zu klärende Fragen.
Stößt man hierbei an seine Grenzen, ist man sprichwörtlich gut beraten, fachmännisches Know-how zu Rate zu ziehen. Für eine Finanzierung unter Einbeziehung öffentlicher Mittel empfiehlt es sich, solche Unterstützung bei fachlich versierten Fördermittel-Beratern zu suchen.
“Ein guter Businessplan und erst recht eine Finanzierungskonzeption haben mehr mit einem passgenauen Maßanzug gemein, als mit einer Jeans von der Stange – beides ist in der Lage, einen zu kleiden, aber repräsentieren kann einen der Anzug deutlich besser.“