Know-how - Das Einmaleins der Förderwelt
Innovation ist ein Zentralthema der angebotsorientierten Wirtschaftspolitik, in der Regierungen die Unternehmen auch und gerade mit Fördermitteln unterstützen. Was dabei als Innovation gilt, ist jedoch höchst unterschiedlich. Unternehmer wissen daher oft nicht, dass sie innovative Vorhaben planen und Fördermittel erhalten können.
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Neue Lösungen, Weiterentwicklungen und Anpassungen: All das ist Innovation. |
Die ökonomische Bedeutung von Innovation
Prozessinnovation, Sozialinnovation, Preisinnovation, Innovationsmanagement – ein immer weiter ausuferndes Begriffsnetz scheint zu belegen, dass die Gegenwart an einer Innovationsinflation leidet. Die hierbei vermittelte Vorstellung von Innovation changiert zwischen einem lehrbuchmäßig durchführbaren, standarisierten Verfahren und dem singulären Schöpfungsakt einer Weltneuheit.
Die Komplexität des Innovationsbegriffes spiegelt sich auch in dem schmissigen Bonmot, das dem Ökonomen Joseph Schumpeter zugeschrieben wird: Das Alte auf neue Weise tun – das ist Innovation. Was für Schumpeters Werk gilt, zählt auch heute: Innovation wird in der Ökonomie die Stelle als zentraler Wachstumstreiber zugeschrieben. Gegenwärtig rückt dabei insbesondere die Digitalisierung in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Die Europäische Union, der Bund und die Länder fördern daher deutsche Unternehmen bei ihren Innovationsanstrengungen mit zahlreichen Fördermittel-Programmen.
Innovationsförderung ist besonders attraktiv, da sie meist als Zuschuss gewährt wird, der von den Unternehmen nicht zurückgezahlt werden muss. Aber auch andere Finanzierungsformen, wie Förderdarlehen, finden sich in den Innovationsprogrammen.
Innovation in der Förderlandschaft
Was in der Förderlandschaft als Innovation gilt, ist allerdings höchst unterschiedlich und fällt keinesfalls mit dem schumpeterischen Bonmot zusammen. Die Förderberatung des Bundes fasst unter Innovation formal die Einführung von neuen oder wesentlich verbesserten Produkten oder Dienstleistungen, Prozessen sowie Marketing- und Organisationsmethoden.
An dieser Definition wird erstens deutlich, dass Innovation enger als Forschung und Entwicklung gefasst ist und sich durch die marktnahe Steigerung wirtschaftlicher Nützlichkeit auszeichnet. Zweitens beschränkt sich Innovation nicht auf die Kreation von bisher nie Dagewesenem, da auch Verbesserungen des Bestehenden unter ihren Begriff fallen. Und drittens ist Innovation nicht zwingend materiell. Neben dem Produktbereich sind auch Prozesse, Verfahren, Konzepte und Organisationen als Ganzes innovationsfähig.
Die vier Vektoren eines innovativen Vorhabens
Von Fördermittel-Programm zu Programm unterscheidet sich jedoch die Auslegung dieser Definition. Die Abweichungen lassen sich als Ausprägungen auf 4 Vektoren zurückführen.
Der erste Vektor bezieht sich auf den Innovationsgegenstand. Förderfähig sind nicht allein Produktinnovationen, sondern auch Prozessinnovationen, in denen neue oder verbesserte Verfahren im Unternehmen etabliert werden. In der Konzeptinnovation bezieht sich die unternehmerische Veränderung dagegen auf Managements-, Organisations- oder ganze Geschäftsmodelle.
Der zweite Vektor legt fest ab welchem Innovationsgrad die jeweiligen Produkte, Verfahren oder Konzepte förderfähig sind. Grundlegende Innovationen finden neue Lösungen, etwa durch den Einsatz einer bestimmten Technologie. Daneben sind aber auch die Weiterentwicklung bestehender Produkte und Verfahren oder deren Anpassung an eine Spezialanwendung förderfähig.
Die Vorhaben können aber nur dann Zuwendungen erhalten, wenn sie bis zu einem gewissen Grad ergebnisoffen und daher mit einem entsprechenden technischen oder industriellen Risiko behaftet sind, das den Einsatz von Fördermitteln rechtfertigt. Änderungen, die routinemäßig oder regelmäßig durchgeführt werden, sind demgegenüber von Zuwendungen ausgeschlossen.
Drittens unterscheiden sich die Förderprogramme auch hinsichtlich des Geltungsbereichs einer Innovation. Bei den neuen Produkten, Verfahren oder Konzepten handelt es sich in aller Regel nur im Ausnahmefall um wirklich singuläre Weltneuheiten. Entscheidend ist, wie das Adjektiv neu in den Programmen ausgelegt wird. Vorhaben können demnach bereits dann als innovativ gelten, wenn die entsprechenden Entwicklungen neu für die Branche, den Markt, für den europäischen Wirtschaftsraum, für die Bundesrepublik, für ein Land oder auch nur für das Unternehmen selbst sind.
Das vierte Merkmal von Innovation konzentriert sich auf deren Entstehung. Liegt der Kern einer Innovation beim Unternehmen selbst, so muss es meist in eine aufwendige Forschungs- und Entwicklungsarbeit investieren. Andere Förderprogramme sehen dagegen auch eine Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen oder geeigneten Unternehmen vor. Sogar die Erbringung der Innovationsleistung durch einen externen Dritten ist möglich. So besehen kann selbst eine adaptive Imitation, die vorhandene Branchenstandards in einem Unternehmen einführt, von Innovationsförderung profitieren.
Innovative Unternehmen
Andere Fördermittel-Programme klassifizieren nicht nur Vorhaben, sondern ganze Unternehmen als innovativ. Programmspezifisch sind hier nicht allein Einsätze förderfähig, die sich auf ein konkretes Innovationsvorhaben beziehen, sondern auch anderwärtige Betriebsmittel und Investitionskosten. Innovativen Unternehmen werden damit beispielsweise die Mittel an die Hand gegeben, um in einen neuen Markt einzutreten oder ein erteiltes Schutzrecht direkt oder indirekt zu nutzen.
Die Schwelle für diese Förderprogramme ist höher anzusetzen als im Fall der Innovationsvorhaben. Allerdings müssen Antragsteller meist nur ein hartes Merkmal aus einem mehr oder weniger breit gefassten Kriterienkatalog erfüllen, zu denen standardmäßig immer auch folgende Bestimmungen gehören:
- Das Unternehmen verzeichnet im Durchschnitt der letzten 3 Jahre mehr als 20 % Wachstum per anno bei Umsatz oder Beschäftigtenzahl. Das Unternehmen sollte dabei zu Beginn mindestens 10 Mitarbeiter in Vollzeit aufweisen sowie nicht kürzer als 5 und nicht länger als 12 Jahre am Markt aktiv sein.
- Das Unternehmen hat in einem bestimmten Zeitraum einen gewissen Anteil seiner Betriebskosten für Forschung und Entwicklung aufgewendet.
- Das Unternehmen hat innerhalb der letzten 24 Monate einen Innovationspreis aus dem Hause einer Institution der Europäischen Union gewonnen.
- Das Unternehmen wurde in den letzten 36 Monaten durch ein nationales oder europäisches Innovationsprogramm gefördert.