Förderlandschaft - Geschäftsbanken / Kreditinstitute
In der Nische zwischen Genossenschaftsbanken, Großbanken und Sparkassen tummeln sich die Privatbanken. Doch welche Aufgaben erfüllen sie und für wen sind sie attraktiv?
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Hauptgebäude LEO der ING-DiBa in Frankfurt |
Neben den Genossenschaftsbanken und den Sparkassen bilden die Privatbanken eine der drei Säulen des deutschen Bankwesens. Sofern sie nicht zu den Großbanken gehören, werden sie unter die sonstigen Privatbanken gezählt. Im engeren Sinne bezeichnet der Begriff jedoch Bankhäuser, die in der Rechtsform der Personenhandelsgesellschaft inhabergeführt sind. Diese Unternehmen zählen oft einen recht exklusiven Kundenstamm und verlangen eine hohe Einlage. Eine weitere Gestalt der Privatbanken begegnet in den Branchenbanken, die eine bestimmte Zielkundschaft haben und so spezialisierte Dienstleistungen erbringen können. Auch die Zweigstellen ausländischer Banken in Deutschland, Spezialkreditinstitute und Unternehmensbanken zählen zum Privatbankensektor.
Privatbankiers: die Urzeitkrebse des Bankgeschäfts
Die Geschichte der Privatbankiers ist die Geschichte des Bankwesens überhaupt. Als im 13. Jahrhundert die ersten Bankhäuser in der Handelsrepublik Florenz öffneten, war eine Geschäftsidee geboren, die weitreichenden Einfluss auf Europa ausüben sollte, und das bis in unsere Zeit.
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Im Florenz der Renaissance entstanden die ersten Bankhäuser. |
Die geniale Idee der ersten Bankiers war dabei nicht nur die Professionalisierung des Geldgeschäfts, sondern auch ihr staatenübergreifendes Filialnetz, das es den Händlern ermöglichte, schnell und zuverlässig Geschäfte auch über große Distanzen abzuwickeln. Als bekannteste Familie, die ihren politischen und wirtschaftlichen Einfluss auf der Grundlage ihres Privatbankwesens schuf, gilt die florentinische Familie de' Medici. Doch auch in Deutschland erlebte eine vordem arme Weberfamilie einen gewaltigen Aufstieg: Im 16. Jahrhundert wäre der Neubau des Petersdoms ohne die Kreditkraft des deutschen Bankiers Jakob Fugger nicht möglich gewesen.
Noch Anfang des 19. Jahrhunderts waren die Privatbankhäuser die selbstverständliche Form im Bankgeschäft. Zahlreiche einflussreiche Bänker waren schillernde Gestalten des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens. Über die Jahrhunderte gingen zahlreiche Sprichwörter aus den Geschäften der Privatbankiers hervor, so etwa "Er würd' eines Fugger's Gut verwüsten" oder der Ausdruck "reich wie Rothschild".
Erst politische und gesellschaftliche Veränderungen, darunter auch die Etablierung der Sparkassen und Genossenschaftsbanken auf dem Markt des 19. Jahrhunderts, führte auch zu einer Veränderung im Privatbankensektor. Das durch die industriell erstarkte Wirtschaft erhöhte Kreditbedürfnis konnten viele Privatbankiers nicht mehr befriedigen. Im 20. Jahrhundert waren vor allem die Deutsche Bankenkrise 1931 und die Schließung zahlreicher jüdischer Bankhäuser im Dritten Reich Grund für die fast völlige Verdrängung der Privatbankiers aus dem Universalgeschäft.
Noch im Jahr 1925 gab es in Deutschland 1.406 Privatbankiers. 1932 waren es gerade einmal die Hälfte. 1956 war die Zahl weiter zurückgegangen auf 222. Heute zählt der Bundesverband deutscher Banken (BdB) noch 22 Unternehmer als Privatbankiers.
Die meisten von ihnen haben sich ins gehobene sog. Private Banking zurückgezogen. Hier bekommen Kunden eine umfassende, enge und sehr persönliche Betreuung rund um ihr Vermögen. Da die geforderten Einlagen aber nicht selten bei 500.000 Euro beginnen, spielt diese Art Finanzdienstleistung eine marginale Rolle im deutschen Bankgeschäft. Die Deutsche Bundesbank entschloss sich daher bereits 1999, die Privatbankiers nicht länger in ihren Statistiken zu führen.
Privatbank ist nicht gleich Privatbank
Eine größere, wenn auch immer noch bescheidene Rolle spielen dagegen die Branchenbanken. So bietet beispielsweise die ABK Allgemeine Beamten Bank AG Finanzdienstleistungen an, die eine große Expertise für die Bedürfnisse und Möglichkeiten des Beamtenstandes aufweisen, während die IKB Deutsche Industriebank große Sensibilität für den industriellen Marktsektor mitbringt.
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Das direct banking erfreut sich wachsender Beliebtheit. |
Eher noch im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung stehen die Direktbanken. Sie haben kein eigenes Filialnetz, die Geschäfte erfolgen ausschließlich online. Wer auf den persönlichen Kontakt zum Mitarbeiter in der Filiale verzichten kann, profitiert von den Vorteilen, die diese Banken durch die geringeren Betriebskosten an ihre Kunden weitergeben können. Die größte Direktbank Deutschlands ist mit 8,1 Mio. Kunden die ING-DiBa. Weitere bekannte Direktbanken sind die Bank Comdirect (Tochter der Commerzbank), die Deutsche Kreditbank, die Consorsbank und die Norisbank. Gerade im Zeitalter der voranschreitenden Digitalisierung ist dieser Form der Bankdienstleistung eine bedeutende Zukunft zu prophezeien.
Unternehmensbanken wie die DB Investment Services GmbH oder die Honda Bank GmbH spielen für die öffentliche Wahrnehmung eine ebenso untergeordnete Rolle wie die internationalen Handelsbanken mit ihren Zweigstellen in Deutschland.
Orientierung für Unternehmer
Die meisten kleinen und mittleren Unternehmer werden sich als Hausbank entweder eine Sparkasse, eine Genossenschafts- oder eine Großbank suchen. Je nach den Umständen kann es aber interessant sein, besondere Angebote der Spezialbanken mit im Blick zu haben. Die Festlegung dieser Institute auf eine bestimmte Art des operativen Bankgeschäfts schafft hier eine Expertise, die bei den Universalbanken nicht gegeben sein muss. Dennoch ist klar, dass Spezialbanken auf spezielle Situationen passen. Weder können noch wollen sie das allgemeine Bankgeschäft ersetzen. Die Hausbank ist daher in den meisten Fällen der beste erste Ansprechpartner für sämtliche Kreditvorhaben.
Quellen
- Bundesverband deutscher Banken
- Liste deutscher Privatbankiers laut banken-auskunft.de
- Deutsche Bundesbank
- ING-DiBa
- comdirect
- Deutsche Kreditbank
- Consorsbank
- norisbank