ARCHIV - Aus der Förderlandschaft
2018 ging ein Aufschrei durch den Mittelstand, als es hieß, bis 2022 stehe bei über 0,5 Mio. KMU eine Unternehmensnachfolge an. Nun hat die KfW neue Kennzahlen veröffentlicht. Demnach suchen 227.000 Unternehmen bis Ende 2020 einen Nachfolger. Die Zahl bereits gesicherter Übergaben ist jedoch erfreulicherweise gestiegen.
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4 von 10 KMU-Chefs sind jenseits der 55 und sollten sich daher bald mit der Unternehmensnachfolge auseinandersetzen. |
Der anstehende Generationenwechsel gewinnt zunehmend an Relevanz: Schon die Untersuchung der KfW Research aus 2018 hatte ergeben, dass bis Ende diesen Jahres 236.000 kleine und mittlere Unternehmen (KMU) dringend einen Nachfolger finden müssen (der Förder.Markt berichtete). Aktuellen Prognosen zufolge sind es bis Ende 2020 nun 227.000 Unternehmen. Damit hat die Suche nach übernahmewilligen Gründern in den vergangenen Monaten scheinbar an Fahrt aufgenommen und ist weiter in das Bewusstsein der Führungsebenen vorgerückt.
Denn noch nie war die Zahl derer, die sich schon frühzeitig der Frage stellen, was nach ihrem Ausscheiden mit ihrem Unternehmen geschieht, so hoch wie jetzt (59 %). Dementsprechend hat auch die Zahl der Mittelständler mit geklärter Nachfolge zugenommen. Gut zwei Drittel der Unternehmen, die bis 2020 eine Übergabe planen, haben bereits einen Nachfolger gefunden oder befinden sich in Verhandlungsgesprächen mit übernahmewilligen Gründern. Das heißt, dass für circa 141.000 Unternehmen der Fortbestand somit sichergestellt ist.
Auf der anderen Seite haben sich 16 % der Unternehmen, für die in den kommenden 2 Jahren eine Unternehmensübergabe im Raum steht, noch gar nicht oder kaum mit der Nachfolgefrage befasst. Für 36.000 Unternehmer ist daher Eile geboten. Zumal eine geordnete Übergabe meist mehrere Jahre Zeit und Planung in Anspruch nimmt.
Nach derzeitigem Stand sind gut 40 % der KMU-Chefs älter als 55 Jahre. Auch sie sollten sich daher zeitnah mit dem Thema Nachfolge auseinandersetzen und sich Gedanken über den Renteneintritt und die Sicherung ihres Unternehmens machen.
Das ist umso wichtiger, bedenkt man die wirtschaftliche Bedeutung dieser Unternehmen. Laut Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe, seien allein die bis 2020 zur Übergabe anstehenden 227.000 Mittelständler Arbeitgeber für fast 2 Mio. Erwerbstätige und 76.000 Auszubildende. Sie investierten mit 9,3 Mrd. Euro etwa 2,4 % aller Unternehmensinvestitionen hierzulande und zeichneten mit 283 Mrd. Euro für 6 % der Gesamtumsätze des Mittelstands eines Jahres verantwortlich.
Familie oder Externe vor? Möglichkeiten der Nachfolge
Eine Lösung sehen viele Inhaber in der Übernahme des Unternehmens durch ein Familienmitglied (45 %). Vor allem in den vergangenen Jahren hatten Unternehmer diese Variante der Nachfolgeregelung bevorzugt. Inzwischen wird jedoch auch die Veräußerung des Unternehmens an Externe, wie Existenzgründer, Investoren oder andere Unternehmen, immer häufiger in Betracht gezogen und steht mittlerweile an gleicher Stelle der Präferenzliste wie die familieninterne Regelung.
Allerdings bringt der Verkauf an Externe einige Herausforderungen mit sich: Aufgrund der guten Lage am Arbeitsmarkt fehlt es in allen Branchen an übernahmewilligen Gründern. Deren Zahl hätte zuletzt bei nur 57.500 pro Jahr gelegen, so Zeuner. Das macht es deutlich schwieriger, adäquate Kandidaten für die Übernahme des eigenen Lebenswerks zu finden.
Geschäftsaufgabe nicht selten einzige Option
Auch deshalb stellt für 16 % der Inhaber die geplante Schließung ihres Unternehmens die einzige langfristige Lösung dar; wobei diese Entscheidung in der Regel von der Unternehmensgröße und der Branche abhängt.
Vor allem Inhaber von Kleinstunternehmen, die über weniger als 5 Mitarbeiter verfügen, das heißt gut 41 %, verfolgen eine Geschäftsaufgabe. Für große Mittelständler hingegen stellt sie nur in seltenen Fällen eine Möglichkeit dar (2 %). Ebenfalls weniger interessant ist eine Geschäftsaufgabe im verarbeitenden Gewerbe. Bei KMU aus dem Baugewerbe jedoch zieht rund die Hälfte der Inhaber eine Stilllegung in Betracht.
Bildungs- und Wirtschaftspolitik in der Pflicht
Unterstützung erwartet der Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe deshalb vor allem von der Bildungs- und Wirtschaftspolitik. „[Die übernahmewilligen Gründer] sind deutlich zu wenige, um den in den nächsten Jahren hohen Bedarf an Unternehmensnachfolgern zu decken“, so Zeuner. „Unternehmerische Kompetenzen zu vermitteln einer- und die Attraktivität des Unternehmertums weiter zu steigern andererseits, sind daher eine der zentrale Aufgaben einer zukunftsorientierten Bildungs- und Wirtschaftspolitik.“
Quellen
- 227.000 Mittelständische Unternehmen suchen bis Ende 2020 einen Nachfolger, Pressemitteilung der KfW, 04.02.2019, kfw.de