Know-how - Hätten Sie es gewusst?
Energie zu sparen, ist immer eine gute Idee. Doch wie ein solches Projekt realisieren? Contracting bietet eine Kombination aus Beratung, Finanzierung und Durchführung, die häufig eine Alternative zur eigenverantwortlichen Projektumsetzung darstellt — und die zudem in der Regel förderbar ist.
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Contracting ist ein ideales Tool für Unternehmen, die ihre Energieeinsparpotenziale ausschöpfen wollen. |
Kein Unternehmen kommt ohne die Versorgung mit Energie aus, sei dies elektrischer Strom, Wärme, Kälte, Dampf oder dergleichen mehr. Die Erzeugung liegt selten zu 100 % bei den Unternehmen, zumal bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Der Regelfall ist der Bezug von extern.
Die proaktive Optimierung der Wege, den die Energie im Unternehmen nimmt, hat aber häufig keinen Platz im Tagesgeschäft. Einmal verbaute Anlagen werden über Jahre betrieben, ohne dass der rasche Fortschritt der Technik Berücksichtigung finden kann. Und nicht selten geht so ein erheblicher Teil der Energie verloren, d. h. verpufft durch schlechte Leitungen, Reibung und andere unerwünschte Energiewandler.
Contracting bietet einen einfachen und effizienten Weg, um dauerhaft eine Verbesserung der energetischen Situation zu schaffen. Die Kosten für den damit verbundenen Aufwand trägt in der Regel nicht das Unternehmen, sondern der spezialisierte Dienstleister, der sog. Contractor.
Hierbei handelt es sich um ein Unternehmen, das die Beratung, Planung, Finanzierung und Umsetzung einer initialen Projektphase übernimmt. In diesem ersten Schritt werden Energielecks analysiert, Optimierungen geplant und schließlich auch durchgeführt. Das ist natürlich nicht kostenlos, aber im Gegensatz zur Durchführung in Eigenregie muss das beauftragende Unternehmen weder in eine große Vorlage treten, noch trägt es die Risiken des Projekts. Das spart Zeit und Ressourcen gleichermaßen. Der Contractor wird über einen langfristig vertraglich angelegten Zeitraum entlohnt. Und beide Seiten profitieren davon.
Variante I: Energiespar-Contracting
Contracting hat grundsätzlich ein Interesse an energieeffizientem Wirtschaften. Jedoch gibt es eine Variante, die hierauf ein besonderes Augenmerk legt. Beim Energiespar-Contracting garantiert der Dienstleister ein bestimmtes Maß an eingesparter Energie gegenüber dem bisherigen Ist-Stand vertraglich. Je nach Umfang der Maßnahmen beträgt der Grad der Einsparungen zwischen 20 und 60 %.
Die Finanzierung erfolgt zunächst durch Vorleistung des Contractors. Über den langfristigen Betriebsvertrag ist er an den erreichten Einsparungen beteiligt. Damit entsteht eine Win-win-Situation für beide Parteien. Das beauftragende Unternehmen spart Energie und damit Kosten ein, der Contractor refinanziert das Projekt und macht ab einem bestimmten Zeitpunkt der Vertragslaufzeit Gewinn.
Diese Maßnahmen sind in der Regel mit materiellen Anschaffungen verbunden. Maschinen, Isolierungen und dergleichen gehen im Rahmen des Vertrags in das Eigentum des beauftragenden Unternehmens über. Es bleibt so Herr im eigenen Hause, hat aber für sein Energiemanagement sozusagen einen treuen Verwalter gefunden.
Variante II: Energieliefer-Contracting
Diese Variante ist vor allem etwas für Unternehmen, die ihre Energie selbst erzeugen müssen oder wollen, z. B. weil sie auf eine garantierte Versorgung angewiesen sind, die von den großen Energielieferanten nicht abgebildet werden kann. Stand bei der Einsparung die Optimierung im Fokus, kann diese Variante auch die Neuschaffung eigener Energieerzeugung umfassen. Selbstverständlich sind aber auch Energieeffizienzmaßnahmen für bereits bestehende Anlagen möglich.
Die Preise für die gelieferten Energieprodukte werden dabei vertraglich festgesetzt. Preisschwankungen und Erhöhungen wie am freien Energiemarkt sind dadurch zugunsten einer garantierten Kostengestaltung neutralisiert. Zudem tritt der Contractor für die Zuverlässigkeit der Energielieferung ein, sodass das beauftragende Unternehmen einen ggf. empfindlichen Risikofaktor des Betriebsalltags an den Contractor delegiert. Da es im Interesse des Contractors liegt, möglichst günstig zu arbeiten, um seine Marge zu maximieren, macht auch in dieser Contracting-Spielart die Optimierung der Energieeffizienz einen großen Anteil aus, der zudem häufig auch eine Reduktion der CO2-Emission zur Folge hat.
Als Betreiber einer Mikro-Energieversorgung bleibt der Contractor in der Regel Eigentümer der hierfür nötigen Maschinen. Diese können auf dem Gelände des beauftragenden Unternehmens untergebracht werden, was aber je nach Lage ein genaues Augenmerkt auf die rechtliche Situation verlangt. Einfacher ist die Unterbringung auf dem Nachbargrundstück.
Und welche Variante brauche ich?
Das hängt ganz davon ab, was das Ziel des Vorhabens ist. Viele KMU werden ihre Immobilien und Maschinen mit einem Vertrag über Energiespar-Contracting gut versorgt finden. Gegenüber einer einmaligen Energiesparmaßnahme in Eigenregie genießt diese Variante den Vorteil langfristiger Aktualität durch die Expertise eines Fachdienstleisters.
Wer aber in einer Branche tätig ist, die auf eine überdurchschnittlich hohe Konstanz bei der Energieversorgung angewiesen ist, z. B. medizinische Einrichtungen oder Verarbeiter empfindlicher Lebensmittel, könnte auf das Liefer-Contracting zurückgreifen. So ist nicht nur die Versorgung stabilisiert, auch die Preise für die benötigte Energie stehen fest.
Selbstverständlich können beide Varianten auch miteinander kombiniert und variiert werden. Der wichtigste Unterschied ist ja, dass Energiespar-Contracting vor allem die internen Energiefaktoren eines Unternehmens optimiert, während das Energieliefer-Contracting bei der Energiezufuhr ansetzt.
Gute Beratung ist das A und O
Welcher Contractor für ein Unternehmen in Frage kommt, hängt vom Einzelfall ab. Eine grobe Orientierung kann sich jeder durch Internetsuche verschaffen. Zum Detailvergleich kann aber auch der Rückgriff auf unabhängige Experten sinnvoll sein, ehe der gewinnorientierte Contractor um seine Einschätzung gebeten wird. Auf diesem Weg behält ein Unternehmen in jedem Fall die Kontrolle, indem es zwischen dem Bericht des unabhängigen Beraters und dem Angebot des potenziellen Contractors objektiv vergleichen kann.
Da das Contracting-Verfahren mit ungefähr 20 Jahren noch relativ neu in der Wirtschaftslandschaft der Bundesrepublik ist, standen bisher vor allem Maßnahmen an großen Immobilien des öffentlichen Sektors im Mittelpunkt. Seit einigen Jahren hat aber die Politik erkannt, dass Contracting auch für KMU ein wichtiges Instrument für eine nachhaltige und umfassende Energiewende darstellt. Daher ist bei den öffentlichen Förderstellen und den Bürgschaftsbanken mit einer großen Offenheit für das Thema zu rechnen.
Strebt ein Unternehmen die Förderung seiner Energieeffizienzmaßnahmen an, ist in jedem Fall darauf zu achten, dass der Partner bzw. Auftragnehmer als Fachmann (z. B. Energieingenieur) bei den entsprechenden Stellen gelistet ist. Dies sind insbesondere das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die Deutsche Energie-Agentur (dena) und im Lebensmittelbereich die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). Nur die Gutachten gelisteter Fachleute kommen für die meisten Förderprogramme als Grundlage in Frage.
Quellen
- Deutsche Energie-Agentur (dena)
- YouTube-Kanal der dena
- Kompetenzzentrum Contracting
- Umweltbundesamt (UBA)
- Leitfaden der Berliner Energie-Agentur zur Kombination von Contracting mit erneuerbaren Energien | PDF-Download