Know-how - Das Einmaleins der Förderwelt

Nicht jeder Unternehmer hat auch eine Affinität zu Zahlen. Das Leben spielt sich doch wohl im handfesten Hier und Jetzt ab! Oder? Dass statistische Werte gerade dieses Hier und Jetzt abbilden und aufschließen, zeigt das Statistische Bundesamt.

Modernes Gebäude mit vielen Fenstern. Davor Park. Im Hintergrund blauer Himmel.
© Destatis
Statistisches Bundesamt, Wiesbaden.

Zahlen und Unternehmer

Gerade in KMU ist nicht immer Zeit dafür, an den Zahlen der eigenen oder gar der verwandten Branchen zu kleben. Zu aufwendig erscheint die Datenbeschaffung, zu gering der Nutzen. Dass dies ein Trugschluss ist, wird spätestens jedem klar, der den Versuch unternimmt, Fördermittel für sein geplantes Vorhaben zu bekommen. Insbesondere Zuschussgeber wollen wissen, auf welcher Zahlenbasis ihr Geld angefragt wird, doch auch für Darlehen und Bürgschaften ist eine solide Statistik des eigenen Unternehmens sowie der Marktlandschaft unabdingbar.

Kein Unternehmen steht für sich. Es ist immer eingebettet in den Markt und die besonderen Bedingungen seiner Branche. Nun kann es sein, dass die Situation zu komplex ist, um sie selbst zu verstehen und anschließend darzustellen. Dann muss ein Experte her. Es kann aber auch sein, dass plötzlich mit der Kenntnis der Daten ein neues Gefühl für den Markt bzw. die Märkte erwächst, in denen sich ein Unternehmen bewegt. Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.

Zudem ist ein Unternehmen, das sich schon aus eigenem Antrieb mit den statistischen Methoden vertraut gemacht hat, in einer guten Lage, wenn es zur statistischen Mitarbeit gebeten wird — denn diese Bitte ist verbindlich. Mitbewerber, die keine Berührung mit der Erhebung und Auswertung sowohl der eigenen wie der Marktzahlen haben, erleben hier eine Verlangsamung und Behinderung des Betriebsablaufs. Wer hingegen Erfahrungen in der Statistik vorweisen kann, ist unter Umständen sogar dazu in der Lage, seine eigene Kompetenz in dem Prozess der Erhebung zu erweitern.

Ein eigenes, aber verwandtes und wichtiges Thema ist die Klassifikation der Wirtschaftszweige (WZ 2008). Diese Branchensystematik ermöglicht die Einordnung des eigenen Unternehmens in den richtigen Wirtschaftszweig. Hiervon kann die Eignung für ein Förderprogramm abhängen: Verarbeitet ein Unternehmen hauptsächlich Holz, gibt es beispielsweise eigene Fördermaßnahmen. Doch dies wird nicht mit einem freundlichen Satz nachgewiesen oder der Beteuerung des Geschäftsführers, sondern mit den harten Umsatzzahlen, anhand derer nach der WZ 2008 die Haupttätigkeit eines Unternehmens definiert wird. Mehr zu diesem Thema halten unsere Artikel zum Nace-Code und der Klassifikation der Wirtschaftszweige bereit.

Natürlich gibt es über das Statistische Bundesamt (StBA, häufiger: Destatis) hinaus noch zahlreiche Marktforschungsinstitute. Keines jedoch arbeitet so umfassend wie das starke Team aus den Statistischen Ämtern der Länder und des Bundes. Zudem sind nahezu alle für ein Unternehmen relevanten Erhebungen kostenlos einzusehen und weiterzuverwerten. Ein Beschäftigung mit der großen Bundesinstitution lohnt sich darum gleich doppelt und dreifach.

Ein Blick in die Geschichte

Das Statistische Bundesamt ist älter als die Bundesrepublik Deutschland selbst, und zwar über 16 Monate! Am 21. Januar 1948 gründeten die Besatzungspartner Großbritannien und USA das Statistische Amt des Vereinigten Wirtschaftsgebietes der Bizone. Bereits zwei Jahre später bekam es seinen bis heute bestehenden Namen.

Die Tradition der statistischen Erhebung reicht allerdings noch viel weiter zurück. Die ersten schriftlich erhaltenen Zeugnisse menschlicher Kultur sind Viehbestandslisten aus Uruk. Und bereits das römische Imperium pflegte Volkszählungen und andere statistische Erhebungen, um die Kontrolle über die Verhältnisse im Reich zu behalten. Bald ist wieder Zeit für die Weihnachtsgeschichte und sie beginnt alle Jahre wieder mit den Worten: „Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde.“

In 2.000 Jahren Weltgeschichte professionalisierte sich diese Institution zunehmend. Die Listen wurden zahlreicher und detaillierter. Immer bessere Bedingungen für die Papierherstellung sorgten für eine hohe Dichte an Schreibmaterial. Und als der deutsche Flickenteppich mit seinen dutzenden Kleinstaaten 1871 endgültig Geschichte war, dauerte es kaum ein Jahr, bis das Kaiserliche Statistische Amt ins Leben gerufen wurde.

Destatis und seine Stellung in der Bundesverwaltung

Prinzipiell hat sich seit der Erfindung der Vorvorgängerbehörde durch Bismarck nicht viel an den Aufgaben geändert. Sogar die Zuordnung des Destatis zum Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat entspricht der historischen Vorlage. Damals wie heute stand dieselbe Idee im Mittelpunkt: Die Behörde soll zuverlässige, objektive, neutral und nach den Standards der Wissenschaft erhobene Daten für die Fläche des gesamten Staates zur Verfügung stellen. Diese Prinzipien und alle Rahmenbestimmungen sind festgeschrieben im Bundesstatistikgesetz (BStG).

Die eigentlichen Erhebungen führt Destatis allerdings in den allerseltensten Fällen selbst durch. Hierfür sind die Statistischen Ämter der 16 Bundesländer zuständig. Das Bundesamt allerdings koordiniert und moderiert diese Vorgänge, sorgt für einheitliche Standards und bereitet die Auswertungen zur allgemeinen Veröffentlichung auf.

Diese publizierten Statistiken, die sowohl schriftlich als auch auf dem umfangreichen Online-Portal des Destatis zur Verfügung stehen, können in der Regel seit dem 1. Januar 2006 unter entsprechendem Urhebervermerk kostenfrei weiterverarbeitet werden. Dieser Schritt stellte eine erhebliche Verbesserung dar für alle, die in ihren Publikationen mit dem statistischen Bundesmaterial arbeiten, darunter Kommunen, Institute der Forschung und der freien Wirtschaft.

Präsident Dr. Georg Thiel
© Destatis
Präsident Dr. Georg Thiel.

Die Themenbereiche, die vom Destatis abgedeckt werden, sind inzwischen so vielfältig, dass selbst die Kernthemen eine Liste von mehr als 20 Punkten ergeben. Zu den wichtigsten und öffentlichkeitswirksamen Feldern gehört aber etwa die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung. Sowohl die Entwicklung des bundesdeutschen Wirtschaftsraums als auch der internationale Vergleich wäre ohne sie nicht zu beobachten.

Darüber hinaus erhebt Destatis Zahlen zur Bevölkerung, den verschiedenen Wirtschaftszweigen, dem Arbeitsmarkt, der Umwelt, sozialen Themen u. v. m. Hierbei bekommt es nicht nur aus den Ländern Unterstützung, sondern ist auch aufs engste mit dem statistischen Amt der EU, Eurostat, vernetzt. Aktuelle Pressemitteilungen informieren zudem über die jüngsten Aktivitäten. Jeden Freitag kommt der Statistische Wochenbericht heraus.

Vom statistischen Kerngeschäft abgesehen spielt das Destatis auch in der demokratischen Willensbildung eine wichtige Rolle: Der Präsident des Statistischen Bundesamtes ist traditionell zugleich der Bundeswahlleiter für die Bundestagswahlen sowie für die des EU-Parlaments. Er überwacht die Wahlen auf ihre Rechtmäßigkeit und stellt am Ende deren ordnungsgemäße Durchführung fest.

GENESIS — Eine Welt aus Zahlen

GENESIS ist nicht nur der Name einer erfolgreichen Rockband aus den späten 60er Jahren, auch die Online-Datenbank des Destatis heißt so. Das aus dem Altgriechischen stammende Wort bedeutet „Entstehung“ und ist zugleich der Name des ersten Buches der Bibel. So verweist die Datensammlung darauf, dass sie die statistisch beschriebenen Gegenstände von Grund auf und zugleich in großer Detailgenauigkeit darstellt.

GENESIS bietet ein überaus mächtiges Instrumentarium zur Auffindung und Betrachtung statistischer Werte. Über eine Suchfunktion können spezifische Anfragen gestellt werden. Ist das gewünschte Ergebnis nicht unter dem eingegebenen Stichwort zu finden, lohnt sich ein Blick in die tiefe Verzweigung der Themen.

Vor dem Generieren der eigentlichen Tabelle können noch verschiedene Parameter eingestellt werden, etwa der betrachtete Zeitraum oder, bei den Wirtschaftsbereichen, die Klassifikation nach der WZ 2008. Anschließend gibt das System nicht nur eine Tabelle aus, sondern erstellt auf Wunsch auch ein Kurven- oder Säulendiagramm. Diese Grafiken dürfen dann ebenfalls unter Angabe des Urheberrechts weiterverwendet werden.

Quellen

Interviews

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Klaus Weiler und Sandra Schmidt (EIB)

Interview - Sandra Schmidt von der Europäischen Investitionsbank

Die Europäische Investitionsbank hat zahlreiche Förderschwerpunkte. Darunter auch Innovation und Wissen. Wann ein Unternehmen jedoch als innovativ gilt und welche innovativen Projekte die EIB bereits angestoßen hat, darüber spricht Klaus Weiler mit Sandra Schmidt im Interview.

"Ein EIB-Darlehen hat eine hohe Signalwirkung"

Sandra Schmidt (EIB) und Klaus Weiler

Interview - Sandra Schmidt von der Europäischen Investitionsbank

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