Förderlandschaft - Förderprogramme Digitalisierung

Breitbandleitungen sind das Fahrwasser der Digitalisierung. Wer nicht auf dem Trockenen bleiben will, muss sich insbesondere auf dem Land oft selbst darum kümmern, dass die Fahrrinnen geflutet werden. Hier sind Kommunen und KMU gefordert, gemeinsam ihre Interessen stark zu machen.

Breitbandkabel vor ländlicher Kulisse.
© Jörg Lantelme, Fotolia.com
Breitbandausbau ist gerade auf dem Land ein wichtiges Thema.

Unternehmen in Städten haben einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil gegenüber denen in ländlichen Gebieten: Sie brauchen sich um den Breitbandausbau an ihrem Wirtschaftsstandort nicht zu sorgen. Schnelles und stabiles Internet ist heute schon Standard in urbanen Wirtschaftsräumen. Doch wie sieht es auf dem Land aus?

Gemäß einer Studie, die für das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) erstellt wurde, gibt es gerade im suburbanen und ländlichen Gebiet großes Potential. Dieses liegt jedoch in weiten Teilen noch ungenutzt brach. Allein vom Markt her ist die Erschließung wenig attraktiv. Und hier kommen die Kommunen zusammen mit dem Mittelstand ins Spiel.

Aber wofür überhaupt Breitband im Mittelstand?

Das Bewusstsein dafür, dass ein Internetzugang des Next Generation Access (NGA, mind. 50 MBit/s im Downstream) einen wichtigen Erfolgsfaktor für die Digitalisierung darstellt, ist der erste Schritt in Richtung Zukunft. Selbst Unternehmen, die noch nicht von digitalen Fertigungsprozessen profitieren können oder wollen, erleben zunehmend, dass ihre Kunden den Online-Zugang zum Unternehmen suchen. Die Generation U30 telefoniert nicht mehr, sie chattet. Bereits der Weg über E-Mail wird von jungen Kunden als umständlich und langwierig empfunden. Das Faxgerät, vor 20 Jahren noch innovativer Standard der elektronischen Kommunikation, ist heute auf dem sicheren Weg ins Museum. Wer nicht auf Facebook, Twitter und Co. vertreten ist, läuft Gefahr, für die nachwachsende Kundengeneration als gar nicht existent zu gelten.

Um sich hier stark und nachhaltig aufstellen zu können, brauchen auch KMU im suburbanen und ländlichen Gebiet das Update auf die zeitgemäße Anbindung ans weltweite Netz. Ist dieser Schritt erst einmal geschafft, können weitere Digitalisierungsprojekte in den Blick genommen werden, die vielleicht vorher aufgrund der schlechten Infrastruktur nicht in Frage kamen. Die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen wird dann ebenso erleichtert wie die Koordination von Arbeitsschritten innerhalb des Unternehmens. Auch die Möglichkeit, von Zuhause oder überall sonst auf der Welt zu arbeiten und die Büroabläufe des Unternehmens zu steuern, schafft eine zeitgemäße Flexibilität und kann auf mittlere Sicht durch den verstärkten Einsatz von Homeoffice effizient Kosten einsparen.

Kommunen als starke Projektpartner

Von selbst kommt kein Stein ins Rollen. Wie die Studie des BMVI zeigt, sind die Kommunen erste Anlaufstellen für alle Projekte, die regionalen Breitbandausbau zum Ziel haben. Sie haben die Möglichkeit, eine Organisationsstruktur zu schaffen, die eine erfolgreiche und wirtschaftlich tragfähige Projektplanung hervorbringt. Die Beteiligung der Privatwirtschaft ist dabei nicht nur ausdrücklich erwünscht, sondern zwingend notwendig, um den Bedarf in der Region zuverlässig zu erheben und das Produkt dahin zu bringen, wo es gebraucht wird.

Es gibt dabei zahlreiche Wege, auf denen sich Unternehmen am Breitbandausbau in ihrer Region beteiligen können. Bei entsprechender Affinität zum Thema kann etwa die Stelle des kommunalen Breitbandbeauftragten von einem lokalen Unternehmer besetzt werden. Zwar steigert diese Aufgabe als Ehrenamt nicht unmittelbar die Umsatzzahlen, kann aber einem Unternehmen rasant die Reputation einer auf die Zukunft gerichteten regionalen Größe einbringen. Und welcher Privathaushalt freut sich nicht, wenn das starke Engagement der lokalen Wirtschaft auch ihm eine schnellere Internetverbindung ermöglicht?

Ist das Projekt erst einmal gestartet, ist auch die Beteiligung in Form einer zurückfließenden Investition denkbar. Wichtig ist, dass die verschiedenen Partner, die an dem Prozess beteiligt sind, an einem Strang ziehen. Kommunen und lokale Wirtschaft sollten bald die Landkreisebene mit einbeziehen, die die Vernetzung in der Region koordinieren und erste Gespräche mit den Anbietern in Gang setzen kann.

Von der Idee zur Umsetzung

Breitbandausbau ist kein Thema, das von heute auf morgen umgesetzt werden kann. Gerade darum ist es wichtig, frühzeitig in die Initiative zu gehen und ein Projekt anzuschieben. Unter Umständen kann es für die Kommunen sinnvoll sein, externe Berater mit in den Prozess zu holen. Oft fehlt jedoch bereits das Basiswissen, um erfolgreich in das Thema einzusteigen.

Hier bieten die Länder mit ihren Breitbandkompetenzzentren Hilfestellungen, um einen Zugang zur Thematik zu bekommen. Sie halten für die verschiedenen Partner grundlegende Informationen rund um den Breitbandausbau und Anlaufstellen zur Projektförderung bereit. Außerdem laufen hier die verschiedenen Vorhaben zusammen. Vielleicht gibt es ja bereits in der Nachbarkommune ein Breitbandprojekt in der Planung? Dann ist hier der richtige Zeitpunkt, den Einstieg anzubieten.

War die Planung des Projekts erfolgreich und hat sich ein tragfähiges Finanzierungsmodell entwickelt, kann die Ausschreibung erfolgen und im Anschluss der Auftrag erteilt werden. Ab hier stehen die Chancen mehr als gut, die Region sowie das eigene Unternehmen einen großen Schritt Richtung digitaler Zukunft gebracht zu haben.

Erfolgstrend hält an

Allein von Anfang bis Mitte März berichtet das Breitbandkompetenzzentrum Niedersachsen von sieben symbolischen Spatenstichen, die den Breitbandausbau in niedersächsischen Regionen gestartet haben. Der hier erkennbare Trend, jetzt Projekte anzuschieben, wird in den kommenden Monaten anhalten. Auch deswegen hat das BMVI 2017 ein Sonderprogramm zum Ausbau überdurchschnittlich schneller Leitungen in Gewerbegebieten in Höhe von 350 Mio. Euro ins Leben gerufen.

Das Bundesförderprogramm Breitbandausbau umfasst eine Gesamtsumme in Milliardenhöhe. Bisher zögern die Netzbetreiber dennoch, einen flächendeckenden und qualitativ hochwertigen Ausbau voranzutreiben. Der Ball liegt bei den Kommunen, den Unternehmen und den Bürgern, in einer Bündelung ihrer Kräfte und Interessen zu zeigen, dass sie den Breitbandausbau wollen.

Quellen

Interviews

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Interview - Sandra Schmidt von der Europäischen Investitionsbank

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