Interview - Sandra Schmidt von der Europäischen Investitionsbank
Die Europäische Investitionsbank hat zahlreiche Förderschwerpunkte. Darunter auch Innovation und Wissen. Wann ein Unternehmen jedoch als innovativ gilt und welche innovativen Projekte die EIB bereits angestoßen hat, darüber spricht Klaus Weiler mit Sandra Schmidt im Interview.
Sandra Schmidt im Interview mit Klaus Weiler. |
Klaus Weiler: Wir sind heute bei der Europäischen Investitionsbank in Berlin und ich freue mich auf das Gespräch mit Sandra Schmidt über Innovation und Wissen.
Frau Schmidt, die EIB fördert Innovation und Wissen. Wann gilt ein Projekt bzw. ein Unternehmen als innovativ?
Sandra Schmidt: Wann für uns ein Projekt oder ein Unternehmen als innovativ gilt, das hängt von der Unternehmensgröße ab und von der Finanzierungsgröße. Bei großen Unternehmen, die in Deutschland tätig sind, gelten diese zumeist ohnehin als innovativ und dort schauen wir dann auf die F&E-Aufwendungen dieser Unternehmen über einen Zeitraum von 3 bis 5 Jahren und nehmen diese als Anlass für die Finanzierung. Bei mittelständischen Unternehmen mit kleiner 3.000 Mitarbeitern schauen wir, dass das Unternehmen uns einen Nachweis erbringt, dass es innovativ ist. Auch das trifft auf die meisten Unternehmen zu. Es kann zum Beispiel eine Patentanmeldung innerhalb der letzten 24 Monate sein oder ein Förderzuschuss für eine Innovation, die das Unternehmen getätigt hat.
Welche Themen und Schwerpunkte liegen im Fokus der Förderung?
Innovation und Wissen gelten ja bereits als ein Förderschwerpunkt der EIB, für den wir Finanzierungen zur Verfügung stellen können. Was Innovation und Wissen dann genau im Einzelfall für ein Unternehmen bedeutet, das beleuchten wir im unternehmensspezifischen und im industriespezifischen Kontext. Dafür haben wir unsere hauseigenen technischen Experten und Sachverständigen, die die jeweiligen Industrien sehr gut kennen und somit gut einschätzen können, ob das, was ein Unternehmen in diesen Bereichen vorhat, als innovativ anzusehen ist oder nicht. In Deutschland muss man dazu sagen, dadurch dass wir einfach als sehr innovative Industrienation ohnehin bekannt sind, kommt es auch tatsächlich sehr selten vor, dass wir Unternehmen haben, die als nicht innovativ einzuschätzen sind.
Welche Finanzierungsmöglichkeiten stellen Sie zur Verfügung?
Bei der EIB ist es ja so, dass wir nicht per se vorgegebene Finanzierungsprogramme haben, sondern sofern ein Unternehmen in einen Schwerpunkt, wie beispielsweise Innovation und Wissen, investiert, schauen wir, wie wir einen Finanzierungsmehrwert für dieses Unternehmen schaffen können. Das heißt, wir schauen uns die bestehenden Finanzierungsquellen des Unternehmens an und schauen, ob wir beispielsweise eine längere Laufzeit oder einen günstigeren Zinssatz anbieten können, um so dem Unternehmen zu helfen, dieses Investitionsvorhaben anzustoßen.
Können Sie uns Beispiele dieser Förderung nennen?
Die Beispiele erfolgreicher EIB-Förderung von Vorhaben, Forschung, Entwicklung, Innovation von deutschen Unternehmen, die erfahren wir eigentlich alle tagtäglich in unserem Alltag. Ist den meisten Menschen überhaupt nicht bewusst, aber ich gebe Ihnen gerne ein kleines Beispiel. Einfach an einem ganz typischen Tagesablauf:
Ich wache morgens auf. Leider geht mein erster Griff direkt aufs Smartphone. Ich schaue nach der Verkehrssituation und mein Smartphone greift dabei auf Daten zu, die von einem Satelliten des deutschen Familienunternehmens OHB ermittelt und gesendet wurden.
Es geht weiter. Ich schaue nach den Nachrichten, was sich in der Zwischenzeit in der Welt getan hat. Dazu nutze ich die Suchmaschine Qwant. Das ist eine europäische Suchmaschine, ebenfalls EIB-finanziert, die dazu dient, die persönlichen Nutzerdaten besser zu schützen.
Dann mache ich mich auf den Weg zur Arbeit. Ich steige auf mein Fahrrad dessen Rahmen gefertigt ist aus einem hochinnovativen sehr leichten Stahl von einem deutschen EIB-finanzierten Stahlunternehmen.
Ich komme bei der Arbeit an, setze mich an meinen Schreibtisch. Die Schreibtischplatte ist aus einem besonders hochwertigen MDF-Material, ebenfalls gefertigt von einem europäischen EIB-finanzierten Unternehmen. So zieht sich das weiter.
Mittags gehe ich in ein Bistro hier um die Ecke, direkt am Potsdamer Platz. Der Potsdamer Platz in seiner heutigen Form, wie wir ihn so kennen, wurde unter anderem auch durch eine sehr umfangreiche EIB-Finanzierung ermöglicht.
Ich gehe in ein Restaurant, in ein kleines Bistro, bestelle mir eine Pasta zum Mittagessen und ich weiß, dass die Nudeln in dieser Pasta mit einer Maschine von einem deutschen mittelständischen Maschinenbauer gefertigt wurden.
So geht’s weiter: Nachmittags muss ich wieder los. Ich nehme ein Taxi zum Flughafen für einen Kundentermin. Beim Taxifahrer bezahle ich mittels einer App, iZettle, ein schwedisches Unternehmen. Hat auch eine EIB-Finanzierung unterhalten. Die bieten mobile Bezahloptionen gerade für Kleinunternehmer an, was für Taxifahrer interessant ist.
Dann steige ich in ein Flugzeug ein. Es ist ein Airbus, wie so oft in Europa und auch in Deutschland, und mir geht durch den Kopf, dass seit den 70er Jahren im Prinzip jeder Airbus, der gefertigt wurde, durch die EIB mitfinanziert wurde.
So begleitet mich die EIB-Finanzierung und die geförderten Projekte im Prinzip jeden Tag durch meinen Alltag wie viele andere EU-Bürger auch. Den meisten Menschen ist das nicht bewusst. Wir als EIB finden das auch nicht schlimm, dass das den meisten Menschen nicht bewusst ist oder so wie unser Präsident Herr Dr. Werner Hoyer gerne sagt, „die EIB ist das bestgehütetste Geheimnis der EU“.
Vielen Dank für das Gespräch, Frau Schmidt. Herzlichen Dank, dass wir Gast sein durften bei Ihrem Hause.
Sehr gerne. Vielen Dank, Herr Weiler.